Das Internet verändert sich
- Web 3.0 mit Blockchain, Kryptowährungen und dezentraler Datenspeicherung liefern die technischen Grundlagen für das Metaverse, einen neuen virtuellen 3D-Raum für digitale Begegnungen, Austausch und Geschäfte. Immer mehr Menschen experimentieren mit NFTs (Non Fungible Tokens) oder Kryptowährungen.
- Der Mensch soll nicht mehr zu einem Objekt gehen müssen, sondern das Objekt kommt zu ihm, zum Nutzer.
- Auf der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES 2022) wurde das Thema Metaversum vor allem vom Autohersteller Hyundai in Szene gesetzt.
- Die Entstehung des „verkörperten Internets“ (Embodied Internet)
Metamobilität – neue Märkte, neue Geschäftsmodelle
Metamobilität ist die Vision von Hyundai, einen Mix aus Technologien zu nutzen, um die Reichweite der Menschen in der Welt zu erweitern. Das Unternehmen hat ein Video, das veranschaulicht, was es bedeutet: Ein Vater sitzt mit seiner kleinen Tochter in einem futuristischen Bus. Die beiden nehmen die schweigend vorbeiziehende Stadt kaum wahr, da sie ihre Umgebung mithilfe einer Art multisensorischer Augmented Reality nach Belieben anpassen können. Um sich die Zeit im Bus zu vertreiben, beschließen sie, zum Mars zu reisen.
Mit ein paar Handgesten können sie das Innere des Busses in die Marsoberfläche verwandeln. Was sich wie virtuelle Realität anhört, ist jedoch viel mehr als das. Was Vater und Tochter wahrnehmen, ist keine virtuelle Darstellung des Mars, sondern die tatsächliche Marsoberfläche, die gleichzeitig von einem Roboter gescannt wird. Das Bild wird übertragen, ebenso wie taktile Informationen – die Benutzer können das Marsgestein und sogar einen Sandsturm fühlen.
Hyundai nennt diese Form der Metamobilität „Proxy Experience“, also eine stellvertretende Wahrnehmung der Realität. Spot“ von Boston Dynamics, ein hundeähnlicher Roboter, fungiert dabei als Proxy. Hyundai hat das Unternehmen, das sich auf autonome Roboter spezialisiert hat und durch virale Videos seiner Roboter bekannt wurde, Ende 2020 übernommen.
Auf der Hyundai-Website stellt das Unternehmen weitere Elemente seiner Vision vor. Zur Metamobilität gehört die Proxy Experience, aber auch eine Reihe von kleinen, vernetzten und modularen Mobilitätslösungen. Kernelement dabei sind Radelemente, die sich beim größeren Modell um 180 Grad um eine vertikale Achse drehen und beim kleinen Modell völlig frei. Sie sind als autonome Elemente konzipiert, die miteinander vernetzt werden können. Die kleinen Radmodule können frei an beliebigen stabilen Objekten befestigt werden, zum Beispiel an Transportkisten, kleinen 1-Sitzerkabinen oder Plattformen
Der Kerngedanke:
Der Mensch soll nicht mehr zu einem Objekt gehen, sondern das Objekt kommt zum Nutzer.
Ausblick in die Zukunft
Die meisten der vorgestellten Technologien gibt es noch nicht einmal in der Theorie – geschweige denn als Prototyp oder Produkt. Dennoch ist das Konzept der „Metamobilität“ mehr als nur eine Worthülse, wie es bei anderen Konzepten und Diskussionen rund um das Metaversum manchmal den Anschein hat.
Aber Metamobilität wird greifbar gemacht, indem bekannte Technologien (Busse, fortschrittliche VR und der Roboter Spot) und alltägliche Ereignisse (Busfahrten, Reisen, Träume) in das Konzept einbezogen werden – auch wenn viele der vorgestellten Zukunftstechnologien vielleicht nie Realität werden. Das Beispiel der Busfahrt zeigt uns vieles auf einmal: So wie wir heute auf langweiligen Busfahrten in unsere Smartphones eintauchen, könnte es möglich werden, Zeit und Raum zu überwinden und stattdessen ins Metaversum zu gehen – ohne dass es problematisch wäre, dorthin zu gelangen. Virtueller und realer Raum sind gleichwertig, wobei die Grenzen in dem Maße verschwimmen, wie sie zusammenwachsen.
Handeln im Metaversum
Angesichts der sehr unspezifischen, abstrakten Zukunftsträume, die das Metaversum derzeit umgeben, ist es schwierig, sich vorzustellen, welche Auswirkungen diese angenommene Entwicklung auf unsere Gesellschaft haben könnte. Die Vision von Hyundai erlaubt es uns jedoch, bestimmte mögliche Entwicklungen zu bewerten: Angenommen, wir könnten tatsächlich irgendwann „ferngesteuert“ zu anderen Planeten reisen, ohne Roboter als Zwischenmedium zu betrachten – was bedeutet das für die Verantwortung unseres Handelns?
In Bezug auf selbstfahrende Fahrzeuge wird seit einigen Jahren viel darüber diskutiert, wer im Falle eines Unfalls die Verantwortung trägt. Ist es der Fahrer, der Entwickler, das Unternehmen oder das Auto selbst? Eine ähnliche Frage könnten wir uns auch in Bezug auf das Metaversum stellen. Wenn ein Schaden entsteht, während ich über Proxy Experience mit einem Roboter verbunden bin – habe ich, der Roboter oder das System, das uns verbindet, diesen Schaden verursacht?
Die Entstehung des „verkörperten Internets“
Mark Zuckerberg verwendet für seine Vision des Metaversums gerne den Begriff „Embodied Internet“. Das kann man auf zwei Arten interpretieren: Entweder wird das Internet ad hoc zu einem Teil des menschlichen Körpers. Dann scheint der Fall ganz klar: Der Roboter hat als eine Erweiterung meiner selbst gehandelt und so den Schaden verursacht. Also bin ich dafür verantwortlich.
Allerdings wird alles etwas komplizierter, wenn dies anders interpretiert wird. „Verkörpertes Internet“ bedeutet dann, dass Internettechnologien verkörpert sind. In dem Hyundai-Video agiert der Roboter Spot nicht als bloße Verlängerung einer einzelnen Person. Er stellt die Daten für die Fernsteuerung zur Verfügung, handelt aber selbständig, wenn er dazu aufgefordert wird. Das ist also das Ziel des Metaversums: Es will die Grenzen unserer heutigen Gesellschaft aufbrechen, einschließlich des Konzepts des handelnden Menschen und der gehorsamen Technologie.
Es bleibt also noch viel zu tun, um das Metaversum und die Metamobilität Wirklichkeit werden zu lassen. Nicht nur in Bezug auf die Technologie, sondern auch in Bezug auf unser Verständnis von Verantwortung.
Geschäftsmodelle werden sich vereinfachen, Peer-to-Peer Modelle werden zunehmen (Ohne Vermittler und Zwischenhändler im Prozess der Wertschöpfung)
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Quellen:
- next by ERGO (Nils Bühler)
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